Posted by on 11. August 2017

Es wäre eigentlich so leicht.

Die wichtigste Frage ist, was würde ein Pferd fressen, wenn man es in die freie Natur entlassen würde? Gras. Und nur Gras. Wo fände es Heu, oder Hafer?

Wir haben nur ein paar kleine, aber nicht zu vernachlässigende Probleme. Wir müssen das Gras für unsere Pferde haltbar machen, denn unsere Hauspferde müssen auch über den Winter hinweg ausreichend Futter zur Verfügung haben. Deshalb haben wir das Heu eingeführt. Es trocknet, mehr oder weniger gut, auf Haufen aufgeschüttet und ist Sonneneinstrahlung und wenn wir Pech haben Regen und Wetter ausgesetzt. Dann wird es noch mechanisch gewendet um der Schimmelbildung wenigstens ansatzweise beizukommen. Es bricht, verliert Vitamine und wertvolle Nährstoffe. Die einzige Zeit, in der ein wildlebendes Pferd eine derartig veränderte Nahrung zu sich nehmen würde, wäre der Winter. Und wie Wildpferde nach dem Winter aussehen weiß jeder. Dünn. Unterernährt.

Heu ist also nur eine Notlösung. Viel besser wäre Gras. Und moderne Verfahren machen es möglich, Gras als Cobs zu konservieren. Bei geringen Temperaturen (45°C in den Pflanzenanteilen beim Trocknen, 60°C bei der Pressung) und so kurz wie möglich. Natürlich verändert sich auch hier der Proteinanteil im Futter. Proteine die über 41°C erhitzt werden verändern ihre Form. Aber die Cobs sind frei von Schimmelpilzen und Staub. Und insbesondere für Allergiker ist eine Veränderung der Proteine von Vorteil.

Ein anderes Problem ist die Zusammensetzung unserer Gräser. Die meisten Wiesen sind angesäht. Sie bestehen hauptsächlich aus sehr energiereichen Futterpflanzen, die der Fütterung von Hochleistungsrindern angepaßt wurden. Und unsere Pferde sind genügsamer. Selbst wenn die Wiesen nicht angesäht wurden, so verschiebt sich durch die intensive Düngung das Gleichgewicht der Grassorten in Richtung der fruktanreichen Gräser. Auch unterscheiden sich Gräser, die aus höheren Lagen kommen, in der Zusammensetzung ihrer Arten und ihrem Energiegehalt.

Dann wäre da noch das Problem das es unter unseren Pferden echte Hungerkünstler gibt. Isländer, Shettlandponies und Haflinger. Pferderassen aus Extremlagen, die harte, nährstoffarme und rohfaserreiche Grassorten fressen und deren Verdauungssystem und Energieumsatz dieser Nahrung seit Jahrhunderten angepasst sind. Diese Tiere entwickeln häufiger als andere die Wohlstandserkrankung EMS und eventuell Hufrehe. Aber auch ältere Tiere, die weniger arbeiten müssen und deren Stoffwechsel sich verändert sind gefährdet.

Es macht deshalb Sinn, ein Pferd nur von Gras zu ernähren. Nur sehr selten (während bestimmter Stadien der Trächtigkeit und der Laktation, oder bei Rennpferde) benötigt das Pferd Nahrung, die höhere Gehalte an Energie und Eiweiß enthält.

 

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