Takt ist der erste Punkt der Ausbildungsskala in allen Arten der Pferdeausbildung, ob englisch, spanisch oder western.
Die FN bezeichnet ihn als Gleichmaß der Schritte, Tritte und Sprünge in allen Gangarten.
Und damit ist es dann auch schon getan. Über keinen Ausbildungspunkt wird so schnell hinweggeritten wie über den Takt.
Dabei ist Takt so viel mehr und so wichtig in der Ausbildung unserer Pferde, in unserem Umgang sei es mit unserem Partner Pferd oder auch mit anderen Menschen.
Takt ist eine Lebenseinstellung.
Wie oft hört man Reiter über die Wichtigkeit der Aufrichtung erzählen. Welche Lektionen man reiten muss, um das Pferd in die Aufrichtung zu trainieren.
Meist fehlt jedoch das grundlegendste. Ein sicherer Takt.
Takt im Sinne von Rhytmus ist erst einmal etwas sehr individuelles. Etwas das viel schneller kaput gemacht ist, als es wieder repariert werden kann.
Jedes Lebewesen hat so seinen eigenen Takt.
Abhängig von der Taktung unserers Körpers (Herzschlag, Atmung, primärere Atemrhythmus) besitzt jedes Individuum seinen eignen Takt. Angepasst an körperlicher Belastung, Gangart, Stress usw.
Taktmacher, die die Physiologie der Muskulatur und Nerven beeinflussen. Die Taktmacher unserer Bewegung.
Der Takt der Bewegung ist dann noch einmal ein sensibleres Gefüge. Denn, Bewegung muss erlernt werden. Durch Abschauen (Weben) oder Ausprobieren. Führt der Körper eine neue Bewegung aus, koordinieren viele sensorische und motorische Nerven alle verfügbaren Muskeln, um die Bewegung durchzuführen. Der Körper probiert. Und das dauert etwas länger als wenn er die Bewegung schon kennt. Deshalb ist der Takt verlangsamt.
MIt der Zeit und den Wiederholungen werden unnütze Nervenbahnen ausgeschaltet, die notwendigen Muskeln zur Bewegungsausführung reduziert und trainiert. Die Bewegung wirkt geschmeidig und wird kraftvoll. Der Takt verändert sich.
Ich finde den Begriff “jemanden sein lassen” in dieser Beziehung so schön. Das bedeutet nicht, jemanden links liegen lassen und nicht beachten. Das bedeutet jemanden sein lassen wie er gerade ist und ihn dennoch akzeptieren. Oder auf unser Pferd bezogen: es sich so bewegen lassen, wie es kann. Das Pferd seine Bewegung ungestört fertig machen lassen. Ihm die Freude an der Bewegung nicht nehmen.
Wir werfen mit Begriffen um uns wie:
Von sich selbst kann aber keine leider Rede sein. Von hinten geschoben von vorne gezogen, den Kopf aufgerichtet mit den Füßen paddelnd und mit durchhängenden Rücken. So stapfen sie vor sich hin, unsere Pferde. Kein Gleichgewichts- oder Körpergefühl. Kein eigener Takt.
Sich selbst tragen lassen bedeutet, dass ich Geduld mit meinem Pferd haben muss, Taktgefühl. Bis es soweit ist, dass es sich selbst tragen kann.
Das bedeutet aber auch, dass ich einerseits die körperliche Fitness haben muss, mich in seinem Takt zu bewegen. Ich darf ihm nicht wie ein nasser Sack in den Rücken purzeln und sein Gleichgewicht stören. Andererseits muss ich dass Wissen haben, wie die Bewegung des Pferdes in den verschiedenen Gangarten und Lektionen aussieht. Nicht nur die Beinbewegung. Die Bewegung des Rumpfes, des Halses und des Kopfes sind genauso wichtig. Und daraus resultierend die nachgebende Hand. Nur wenn ich weiß und fühlen kann wohin das Pferd seinen Kopf bewegt und wie Kopfbewegung und Vorwärtsbewegung zusammenhängen, kann ich mit der Bewegung nachgeben.
Aus einem reinen, funktionierendem Takt und einem Pferdekörper in Balance – insbesondere unter dem Reiter – resultieren die Losgelassenheit und die Anlehnung. Ohne Takt keine Losgelassenheit, ohne Losgelassenheit kein Takt. Ohne Takt und Losgelassenheit keine Anlehnung und in gestörter Anlehnung kein Takt und keine Losgelassenheit.
Verwirrend?
Die drei Ausbildungspunkte Takt, Losgelassenheit und Anlehnung sind so eng miteinander verwoben, dass wir, egal wo wir regulierend eingreifen wollen, die anderen mit beeiflussen. Das sind Punkte der Pferdeausbildung, die aus dem Pferd alleine entstehen müssen. Die einzige Hilfe die wir ihm geben sollten ist, es nicht in seiner Vorwärtsbewegung zu stören. Leicht zu sitzen, einfühlsam zu sein mit der Hand. Ihm keinen Takt aufzwingen der dem unseren entspricht und es uns leichter macht, es nicht in eine Form zwingen, sondern unser Pferd seine eigene Form finden lassen.
Mit unseren heutigen Haltungsbedingungen zwingen wir unserem Pferd so viele “Taktlosigkeiten” auf. Wir bestimmen, wann es frisst, wann es auf die Wiese darf, wie lange es da bleiben muss, mit wem es dort zusammen stehen muss, wieviel Ruhezeit es hat.
Nach einem uns angenehmen oder organisatorisch günstigen Tagesrhythmus. Haben wir jemals unsere Pferde nach ihrer Meinung und ihrem Rhythmus gefragt? Schwierig wenn wir sie nur einmal am Tag ein paar Stunden sehen. Und für viele Reiter und Pferdehalter auch nicht so wichtig.
Es muss nur dann funtktionieren, wenn wir bei unserem Pferd sind und es reiten wollen. Wie ein Uhrwerk. Tick, tack, Takt.
Wir sollten wenigstens beim Reiten versuchen, taktvoll mit ihm umzugehen.